Interview mit dem schwedischen Autor Jens Orback
Der schwedische Autor Jens Orback hat die Kriegs-Vergangenheit seiner Mutter aufgeschrieben
Text von Annika Kiehn, Mai 2020
Ich liebe es, Familiengeschichten von früher zu lauschen, als die Uroma den Suppentopf samt Teller aus dem Fenster warf, wenn sich die Sippe erdreistete, Ihre Kochkünste anzuzweifeln. Oder vom Großonkel Alfred, wie er heimlich die Bäckerlehre schmiss, und zu Fuß von Dresden nach Hause in Brandenburg lief. In diesen Momenten fühle mich Ihnen verbunden, verspüre Teil zu sein eines großen familiären Mosaiks, das von den Anekdoten gespickt ist. Wer weiß, ob jemand irgendwann einmal etwas über mich erzählen wird bei Tisch? Je mehr ich im Zuge dieses South-Baltic-Manors-Blogs über die polnische Region Kashubien und Pommern erfahren, umso mehr rüttele ich damit die Geschichte meiner Großeltern väterlicher Seite auf, die als Kinder aus Danzig und Gryfino (früher Greifenhagen) fliehen mussten. Mich beschäftigt es immer wieder aufs Neue, was dieser tragische Umstand für deren Leben bedeutet hat. Wenn Mann von jetzt auf gleich seine Wohnung, seine Freunde zurücklassen muss, die vertrauten Wege und Geschäfte, um dann auf den Dörfern Mecklenburg-Vorpommerns mit Missmut aufgenommen zu werden. Und immer wieder frage ich mich, wie sich dieses Trauma der Flucht vielleicht auch in uns, den nachfolgenden Generationen, festgesetzt haben mag.
Bei meinem Besuch in Jackowo Folwark , das einst der deutschen Familie Fließbach gehörte, erfuhr ich von der jetzigen Besitzerin Anna Mazuś von dem schwedischen Autor Jens Orback, Journalist und ehemaliger Minister für Integration und Gleichstellung. In seinem Buch „Schatten auf meiner Seele“, nimmt er seine Leser mit auf die wohl persönlichste Reise, die ein Mensch machen kann: die Fluchtgeschichte seiner deutschen Mutter. Als ich das erste Mal davon erfuhr, fragte ich mich: Kann man als Schwede, aufgewachsen in einem Land, dessen letzter Krieg 300 Jahre her ist, an einem vererbten Trauma leiden? Im Juli 2019 habe ich das Glück, Jens Orback und seine Mutter Katja Orback in Stockholm persönlich zu treffen. In vielen Stunden gehen wir dieser Frage eindringlich nach, und reden über die aus meiner Sicht größten Herausforderung überhaupt: Wie schafft man es, mit seiner Mutter über die schlimmsten Zeiten Ihres Lebens zu sprechen?
INTERVIEW von ANNIKA KIEHN
Jens, der Titel Ihres Buchs heißt „Schatten auf meiner Seele”.
JO: Ich bin damit nicht sonderlich glücklich. Auf Schwedisch heißt er „Medan segern firades“, was übersetzt etwa heißt: „Als der Sieg gefeiert wurde“. Er drückt etwas besser aus, was ich eigentlich sagen wollte, nämlich, dass während die einen den Sieg feierten, für die anderen der Horror erst richtig losging. Es ist diese Seite der Geschichte, die ich vornehmlich erzählen wollte.
In Ihrem Buch berichten Sie davon, wie Sie Ihre Mutter ausgefragt haben nach Ihrer Flucht vor der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs. Wie ist dieses Verlangen nach Antworten aufgekommen?
JO: Ich hatte so ein undefinierbares, unangenehmes Gefühl des Unausgesprochenen in mir, das, wie ich es mir erkläre, von meiner Mutter auf mich übertragen worden sein muss. Aus verschiedensten Gründen kam diese Zeit ihres Lebens nie zur Sprache. Die beste Wahrheit ist die, die aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird. Heutzutage schreiben einige Menschen ihre Erinnerungen an die Flucht nieder, als ich begann, meine Mutter nach ihrer Geschichte auszufragen, kurz vor dem Millennium, fand ich so gut wie gar kein Material zu dem Thema. Ich suchte in der Nationalbibliothek von Schweden nach Artikeln, aber wurde kaum fündig. Da wurde mir klar, dass es eine Lücke zu besetzen galt und ich wollte derjenige sein, der sich dieser Sache annimmt.
Können Sie sich erinnern, wann genau diese Reise begann?
JO: Der Familie meiner Mutter, den Fließbachs, gehörten mehrere Gutshäuser in der Region um Danzig herum. Damals hieß sie noch Hinterpommern. Als ich jung war, besuchten wir diese Orte oft im heutigen Polen und ich kann mich erinnern, dass ich etwa sieben Jahre alt war, 1966, als wir in Polen waren. Da lungerten eine Menge bewaffnete Soldaten um die Gutshäuser und wir sagten nicht, wer wir waren. Ich vernahm, dass es besser war zu dem Zeitpunkt, dass meine Mutter ihre deutsche Herkunft verschwieg. In späteren Jahren hörte ich oft, wie meine Mutter meinen Kindern von ihrer Kindheit erzählte, aber es klang eher wie eine Abenteuergeschichte. Die Ereignisse reichten nie weiter als bis zum 13. März 1945. Ich merkte, dass auch ich längst nicht alles wusste. Wenn meine Großeltern aus Deutschland uns in Schweden besuchen kamen, fiel nie ein Wort über die Vergangenheit. Mein Großvater pflegte immer zu sagen: „Guck nach vorne”.
Im ersten Kapitel Ihres Buchs, „Übertragung“, steht der Satz: „Man etwas wissentlich verbergen, aber man kann etwas nicht wissentlich vergessen.“
JO: Ich hatte stets eine sehr enge Beziehung zu meiner Mutter. Und plötzlich merkte ich, wie sich ihre Geschichte teilweise auf mich übertrug. So, als würde ich mich mit einer Erkältung anstecken, wuchs in mir dieses Gefühl, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte – auf erwachsene Art und Weise. Ich nehme an, meine Mutter wusste selbst nicht, wie ihr zumute sein sollte, was es in ihr auslösen würde, wenn sie es erst einmal an sich heranließe. Es dauerte sehr lange, sich dieser offensichtlichen Lücke anzunähern, es war ein zäher Weg, der viel Energie gekostet hat. Es war wie ein riesiges Loch in der Erde, um das wir beide herumtänzelten und ich dachte nur: Was, wenn wir zusammen in dieses Loch fallen und dann gibt es keinen Boden und dann könnte es einfach nur eine furchtbare, endlose Geschichte werden. Diese Vorstellung löste in mir Panik aus. Dennoch wollte ich dieses Gefühl einfangen, es auf einem Blatt Papier vor mir sehen, sodass ich es aus einer gewissen Entfernung in Ruhe betrachten könnte. Also gab ich mir einen Ruck und brachte ein Aufnahmegerät mit zu Familientreffen. Ich begann, die Geschwister meiner Mutter zu interviewen, Nachbarn, Freunde, Bekannte – ich denke, das hat sie vorbereitet, dass auch sie irgendwann einmal etwas sagen würde.
Katja, wie erging es Ihnen, als Jens sie um diese gemeinsame Zeitreise bat?
KO: Ich hätte das nie ohne Dich erzählt, Jens, das kann man wirklich sagen. Ich habe ja nie über unsere Erlebnisse nach Ende des Zweiten Weltkriegs gesprochen.
JO: Meine Theorie dazu lautet, dass Du mir immer mal wieder Stichwörter zugeworfen hast. Als wir mal eine Reportage über den Balkankrieg geguckt haben, hast Du etwas gemurmelt wie: „Ich weiß, wie das ist“ oder so.
KO: Mag sein, dass ich hin und wieder etwas gesagt habe. Meine Eltern, meine Geschwister, wir waren stets der Ansicht, dass es besser ist, nichts mehr darüber zu sagen, nach dem Motto: Warum sollen wir uns beklagen?
Ich würde dennoch davon abraten, der Therapeut der eigenen Mutter zu werden (lacht). Krieg und Gewalt sind keine Themen, die man mit seinen Eltern besprechen sollte.
Schließlich war es unser Volk, das den Krieg angestiftet hat, nicht wir als Familie, aber die Deutschen. Sollen wir uns beklagen, während die Juden es so viel schwerer hatten? Wir haben ja diese Last auf uns und die fühle ich immer noch, die Schuld der Deutschen. Ich habe keinen Juden getötet, aber trotzdem fühle ich Schuld. Ich glaube, dass vielen Deutschen so geht.
JO: Ich denke auch, dass das stimmt. Wenn man Wörter wie „wir“ oder „uns“ benutzt, dann ist man eine Gruppe und dann hat man vielleicht auch ein Gefühl von: „Ich bin diese Gruppe und was hat diese Gruppe gemacht?“ Es ist wie ein Paradox: Einerseits kann ich gegen diese Art der kollektiven Schuld sein, rein rational gesehen. Aber als Individuum fühle ich mich dennoch schuldig. Als Sohn einer Deutschen fühle ich eine gewisse Verantwortung, diese Last, dieses Erbe zu händeln. Andererseits bin ich auch sehr glücklich, Halb-Deutsch zu sein, aber auf irgendeine unerklärliche Weise hat dieses kollektive Schuldbewusstsein zu mir gefunden – oder vielleicht genau deshalb? (lacht)
KO: Das hast Du gut erklärt. Ich habe immer zu Jens gesagt: Ich bin und bleibe eine Deutsche, leider.
JO: Aber inzwischen hast Du mehr Zeit Deines Lebens in Schweden verbracht als in Deutschland. Dein Pass sagt, dass Du Schwedin bist, aber als Halb-Deutscher kann ich Dich gut verstehen. Zu Beginn unserer Gespräche sagte Mutter immer: “Ich erinnere mich an gar nichts.“ Doch je mehr ich fragte, desto mehr erkannte ich, dass sie ihre Erinnerungen verbannt hatte, als sie in Schweden ein neues Leben begann. Ich glaube, es war der Tod meines Vaters, der uns erlaubt hat, diese gemeinsame Reise anzutreten. Solange er am Leben war, war es undenkbar, dieses schwere Thema aufzugreifen.
Haben diese gemeinsamen Gespräche Ihre Ansicht über Europa und die EU verändert?
JO: Ich schätze, ich bin dadurch gewachsen. Meine Mutter ist in einer Schule aufgewachsen, in der sie über Kaiser Wilhelm und die Weimarer Republik gesprochen haben, über Adolf Hitler und die polnischen Liberalen und dann wiederum die Kommunisten, es änderte sich ständig.
Ich bin ein positiver Fürsprecher der EU, was sich zu meiner Zeit als Minister für Integration noch verstärkt hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Union für uns alle eine gute Grundlage bildet, trotz der vielen Ungereimtheiten. Viele Schweden, die lange keinen Krieg erlebt haben, sehen die Sache ein wenig anders. Anfangs waren wir dem Konzept der EU nicht sonderlich wohlgesonnen, es dauerte eine ganze Weile, die Vorteile für uns zu erkennen. Wir sind generell sehr zögerlich, wenn es darum geht, eine Föderation zu bilden. Ich bin das Gegenteil, das mag daran liegen, dass ich beide Welten in mir vereinen möchte: die Deutsche und die Schwedische.
Welche Energien haben Sie verspürt, während dieser gemeinsamen Reise mit Ihrer Mutter?
JO: Es war viel Arbeit und schwer für mich, meine Mutter zu Dingen zu befragen, von denen ich wusste, dass sie uns beide unangenehm berühren würden. Mir war klar, dass ich sie lange bearbeiten musste, um herauszufinden, was ich wissen wollte. Ich musste an den Punkt kommen, an dem ich sicher sein konnte, dass sie nichts mehr vor mir verbergen würde und ich dachte zwischendurch nur: Bin ich irgendwie krankhaft besessen oder was genau treibt mich an? Ich wollte jede Tür zur Vergangenheit wenigstens einmal aufmachen und sichergehen, dass sich dahinter nichts mehr vor mir versteckt.
KO: Für mich war sehr erleichternd, darüber zu sprechen. Anfangs hatte ich Bedenken, man könnte mich als Egoistin missverstehen, die jetzt freimütig über ihre Erinnerungen spricht. Ich bin so erzogen worden, stets zuerst an die anderen zu denken und dass meine Bedürfnisse zweitrangig sind. Ich war unsicher, was meine anderen Familienmitglieder denken würden. Wird sie langsam etwas seltsam, oder so ähnlich? Jens hat die Gespräche sensibel gelenkt, das muss ich schon sagen.
JO: Ich würde dennoch davon abraten, der Therapeut der eigenen Mutter zu werden (lacht). Krieg und Gewalt sind keine Themen, die man mit seinen Eltern besprechen sollte. Ich respektiere es auch, wenn jemand sagt, dass er darüber nicht reden möchte und dann doch seine Meinung ändert. Wenn man sich darauf einlässt, kann es sein, dass Dinge zutage gefördert werden, von denen man nicht absehen kann, welche Wirkung sie auf einen haben. So gesehen war es ein Wagnis von meiner Mutter und mir. Meine Geschwister fanden unser Vorhaben teilweise sehr verstörend, aber ich konnte es nachvollziehen: Wenn meine Mutter etwas sehr Privates von sich preisgibt, schlägt sich dies natürlich auch in unserer Beziehung als Kinder zu nieder. Daher habe ich gespürt, dass sie meinem Projekt gegenüber misstrauisch waren.
KO: Aber Du hast einen guten Job gemacht, Jens. Es ist sehr entscheidend, wie jemand fragt. Mir ist es nicht gelungen, meine Schwester dazu zu bewegen, etwas zu erzählen, sie wollte davon nichts wissen. Sie hat ebenso schreckliche Episoden erlebt und als ich mit ihr darüber reden wollte, hat sie nur gesagt: „Stop, lass mich in Ruhe damit!“
JO: Mutter, sie wollte einfach nicht darüber reden, das ist in Ordnung.
KO: Aber ich finde das schade. Für mich war es sehr gut, mich zu öffnen und ich denke, dass es ihr auch guttun würde.
Gab es Momente, in denen Sie dachten, dass Sie nicht weitermachen können?
JO: Oh, ich dachte oft daran, aufzuhören. Auch wenn wir eine gute Beziehung zueinander haben, ist mir aufgefallen, wie schwer es manchmal für meine Mutter war, sich zu öffnen. Es hat sich angefühlt, als würde ich schwere Steine aus der Erde buddeln. Diese schweren Gefühle in ihr und mir gleichermaßen auszubalancieren, war sehr aufreibend. Wir mussten uns lange vorarbeiten, um an einen Punkt zu kommen, an dem wir beide einigermaßen neutral sagen konnten: ‚Okay: Hier sind die Russen, da wart ihr, was ist passiert?‘
Als die Fakten erst einmal auf dem Tisch lagen, war es viel leichter, von außen distanziert darauf zu gucken und die Sache zu verstehen. Es war nicht länger ein Fass ohne Boden. Wir hatten eine Taschenlampe, wir sind gemeinsam in den Abgrund hinuntergestiegen, und am Ende haben wir festgestellt, dass wir Boden unter den Füßen haben. Dann konnten wir wieder aufsteigen, ohne dieses dumpfe Gefühl im Bauch.
KO: Zum Glück hat Jens eine befreundete Journalistin gewinnen können, die mit mir über die Episoden gesprochen hat, als wir von den Soldaten gefangen genommen wurden. Ich habe nie mit meinem Ehemann darüber gesprochen, was mir damals als junges Mädchen wiederfahren ist. Als Frau fühlt man sich beschämt, wenn man vergewaltigt wird. Man gibt sich selbst immer ein bisschen die Schuld. Damals, in den 50ern und 60ern war es Tabu, über Sexualität zu sprechen. Wenn die Leute wussten, was einem passiert war, war es nicht unwahrscheinlich, dass sie Dir die Schuld daran geben würden. Selbst wenn man selbst weiß, dass es keine Möglichkeit gegeben hat, diese Situation zu vermeiden, denkst Du: „Schande, Du solltest nicht darüber sprechen. Und schlimmer war es noch, wenn man sich dabei eine Krankheit eingefangen hatte.“ Daher war es mich gut, dass Jens mich animiert hat, über diese Zeit zu sprechen. Ich bin seitdem auch als Zeitzeugin an Schulen unterwegs, um den Schülern zu berichten, wie es war, unter Hitlers Regime zu leben. Ich denke, es wäre für jeden traumatisierten Menschen gut, mal über das Geschehene zu sprechen.
Wie haben Sie das Gutshaus-Thema für sich erschlossen?
JO: Ich hatte die Tonbänder und ich musste mich oft überwinden, um den Aufnahme-Knopf zu drücken. Als ich mir die Bänder dann zu Hause anhörte, merkte ich plötzlich, dass ich sie zusammen mit meiner Mutter hören musste. Und dann haben wir dann auch gemacht und wir haben viel gemeinsam dabei geweint. An anderen Tagen war ich mir sicher, dass ich dieses Buch nicht schreiben könnte. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, um es voranzubringen.
Doch Sie haben es geschafft, Ihr Buch ist auf Deutsch und auf Schwedisch erschienen.
JO: Es gibt diesen Spruch: „Wenn Du in ein Boot steigst, dann rudere es gen Land“. Ich wusste, wenn ich erst anfangen würde, diese Fragen zu stellen, würde ich sehr lange Zeit einfach nur dasitzen und auf Antworten warten. Dieses Projekt hat ungefähr zwölf Jahre gedauert. Ich hatte Unmengen an Material gesammelt. Eines Tages hörte ich meine Mutter sagen: „Ich war vielleicht Teil des Krieges, aber ich werde nicht mein Leben lang ein Opfer sein.“ Als das Buch fertig war, war es für uns beide befreiend. Nach mehr als 60 Jahren war es meiner Mutter erstmals möglich, mit anderen Erwachsenen über die Ereignisse von damals zu sprechen. Mich haben diese Gespräche auch näher an meine deutschen Vorfahren, die Fließbachs, gebracht. Daran kann ich mich nun festhalten.
Wie haben Sie das Gutshaus-Thema für sich erschlossen?
JO: Meine Familie hat Häuser und Land verloren, aber wir gehörten zu einer Gesellschaft, die den Krieg forciert hat. Ich erinnere mich an einen Anruf der Familie Krockow, die dort in der Nähe ein großes Schloss haben. Sie haben uns gefragt, ob wir Interesse hätten, vier der ehemaligen Gutshäuser zurückzuerwerben. Wir haben es in der Familie kurz diskutiert und uns dann dagegen entschieden, da niemand von uns in dieser Region seine Zukunft sieht. Und ich denke, dass die kollektive Schuld partiell mit in diese Entscheidung reinspielt hat. Ich hatte dieses seltsame Bedürfnis, mit dem Fahrrad diese entlegenen Routen aufzusuchen, vielleicht habe ich das von meinem Großvater Fritz, zumindest bilde ich mir das ein. Für unsere Familientreffen mieten wir uns immer einen Bus und besuchen die alten Güter unserer Ahnen. Wir sind dabei immer hin- und hergerissen. Sagen wir den neuen Besitzern, wer wir sind? Für uns ist das stets ein leicht angespannter Moment, wenn wir klingeln, aber bisher haben alle neuen Besitzer und sehr willkommen geheißen. Wir fühlen uns seit einer Weile sehr eng verbunden mit den neuen Besitzerinnen aus Prusewo and Jackowo. Sie sind sehr herzlich und möchten von meiner Mutter wissen, wie das Haus früher aussah, was sie sehr gefreut hat. Wenn ich mehrere Leben leben könnte, würde ich gern eins davon hier in einem Gutshaus in Kashubien verbringen wollen.
Aufmacherbild, Portrait Jens Orback und Foto von Jens Orback und seiner Mutter: Annika Kiehn, Restliche Bilder von Jens Orback, privat
Die Gutshäuser dieser Geschichte besuchen:
Das charmante Gutshaus Hotel Pruswo in Kaschubien.
Folkwark Jackowo bietet nachhaltigen Tourismus auf dem Gutshof mit Pferden.
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